Riesig denken im Space Hub
Riesig denken im Space Hub
In einem ehemaligen Flugzeughangar bündelt die Universität Zürich (UZH) ihre Kompetenz in Sachen Weltraum.
Im Hangar 4 wird gross gedacht. Unter der Leitung von Prof. Dr. Dr. Oliver Ullrich wird hier, im sogenannten UZH Space Hub, ein breites Themenfeld mit Weltall-Bezug bearbeitet. Es geht um Erdbeobachtungen, die Aufschluss über die Biodiversität geben sollen. Um Transportdrohnen, die dereinst über Mond oder Mars fliegen sollen. Um das Immunsystem und in der Schwerelosigkeit entwickelte Medikamente gegen Alzheimer, Asthma oder Herzbeschwerden. Oder um aus menschlichen Stammzellen gezüchtete Körperteile, die im All heranwachsen und zurück auf der Erde eingepflanzt werden.
Wir lernen: Der Weltraum kann verschiedenartig genutzt werden. Und bald noch viel intensiver. Oliver Ullrich ist Weltraummediziner, Professor an der Universität Zürich und Direktor des Space Hubs. Und er ist eine Persönlichkeit in der Raumfahrt: Er war bereits an acht ISS Missionen und neun suborbitalen Raketenmissionen beteiligt und ist der einzige Schweizer, der mit dem Life Sciences Award der International Academy of Astronautics ausgezeichnet worden ist. Zuletzt hat er auf der internationalen Raumstation erfolgreich Miniorgane kultiviert. Wird die Raumfahrt privatisiert, kann man tatsächlich menschliche «Ersatzteile» im All züchten.

Herr Ullrich, Space wird hier in Dübendorf gross geschrieben. Wieso steht das Thema so im Fokus?
Oliver Ullrich: Die NASA wird ab 2030 keine Raumstation im unteren Erdorbit mehr betreiben. Das ist jetzt der Job der Privatwirtschaft – und genau das ist der Game Changer für uns
Inwiefern?
Es kommt eine ganz neue Dynamik ins Spiel. Der Preis für Fracht ins All wird ab 2030 drastisch sinken. Bald kostet ein Päckli ins All etwa gleich viel wie ein Fedex-Päckli in die USA. Heute bezahlt man pro Kilo rund 3000 Franken und muss ellenlange Anträge verfassen und Wartezeiten in Kauf nehmen. Das alles fällt weg.
Was ist die Rolle des Space Hubs?
Uns geht es darum, ein Kompetenzzentrum aufzubauen. Wir wollen mit dem Space Hub unsere Expertise weitergeben. Dübendorf ist hierzu ideal, hier sind Start-ups aus den Bereichen Air und Space angesiedelt, es stehen Büros, Labors und Werkstätten zur Verfügung – ebenso Flächen, auf denen etwa grosse Transportdrohnen zusammengeschraubt werden können.
Weshalb ist ein «eigener» Flugplatz wichtig?
Wir haben mit Dübendorf bereits eine längere Geschichte. Die Infrastruktur ist ideal. Seit 2015 starten wir von hier aus einmal jährlich zu sogenannten «Parabelflügen», auf denen während 25 Sekunden Schwerelosigkeit erlebt und Experimente durchgeführt werden können. Wir können von hier aus auch direkt zum Kennedy Space Center nach Florida fliegen, wo wir Büros betreiben und an den Missionen teilnehmen.