Starthilfe für Start-ups im Büro Züri
Starthilfe für Start-ups im Büro Züri
Das Faszinosum IPZ ist auf kleinem Raum im Büro Züri zu erleben: Eine Armlänge voneinander entfernt tüfteln hier Start-ups an komplett unterschiedlichen Dingen – und haben doch viel gemeinsam: den Spirit, die Geschwindigkeit, die Herausforderungen. Alle haben innert kürzester Zeit etwas auf die Beine gestellt und prüfen nun, wie ihre Innovationen am Markt Anklang finden.
Hier, in diesem Häuschen mit gut zwanzig Arbeitsplätzen, offener Küche und Meetingräumen dürfen sie ein Jahr gratis arbeiten. Das Büro Züri ist ein Projekt der Zürcher Kantonalbank, die fünf bis sieben Start-ups pro Jahr sind handverlesen. «Wir profitieren tagtäglich vom Austausch hier», sagt Fabio Wullschleger vom Start-up Sanetics. «Ein Beispiel: Wir haben für unseren SaniGuide ein Patent angemeldet. Da kann man einfach fragen, wer schon Erfahrungen mit Patenten gemacht hat. Das Gleiche gilt für einen Innosuisse-Antrag oder eine neue Finanzierungsrunde. So kann man ständig Erfahrungen austauschen.» Das lasse sich auf den gesamten Innovationspark übertragen: Man treffe sich am Kaffeeautomat in der gemeinschaftlichen Cafeteria, beim Zmittag vor dem Foodtruck oder an einem der regelmässigen Events. «Und wenn man mal einen Lötkolben braucht, ist das auch kein Problem.»
Fabio Wullschleger führt mit zwei Geschäftspartnern zusammen Sanetics. Ihr Produkt: Eine Apparatur, die das Rüsten von Medikamenten in Altersheimen oder Spitälern vereinfacht. Die Idee kam ihnen während Corona: «Wir dachten uns: Es kann doch nicht sein, dass das Pflegepersonal so überlastet ist und man nichts tun kann, ausser sich auf den Balkon zu stellen und zu klatschen. Nichts gegen das Klatschen – dadurch hat man Wertschätzung ausgedrückt und Aufmerksamkeit erregt, aber wir haben nach Möglichkeiten gesucht, um unser Know-how einzubringen.» Mit ihrem SaniGuide wird das Verteilen der Medikamente nun mittels Farbsystem und Kamera geführt und überwacht. Man spart Zeit, hat mehr Kontrolle und alles wird digital erfasst.
Erfahrungen im medizinischen Bereich, Erfahrungen mit Selbstständigkeit und Unternehmertum? Alles «on the go» angeeignet, so wie die anderen hier.
Die anderen, das sind zum Beispiel Moritz Futscher und Abdessalem Aribia von BTRY, die direkt gegenüber sitzen. «Wir kennen uns jetzt seit vier Jahren», erzählt Futscher. «Wir haben in der gleichen Forschungsgruppe an der Empa gearbeitet. Abi hat dort seinen Doktor gemacht, ich habe dort als Postdoc begonnen.» Für ihre Entwicklung, eine Festkörperbatterie von stupender Flachheit, Langlebigkeit und Sicherheit, profitieren sie von der rund zehnjährigen Vorarbeit jener Forschungsgruppe. Den Clou – denn da muss einer sein, so wie man in Fachkreisen über das Produkt spricht – erklären sie so: «Heutzutage gibt es vor allem zwei Arten von Batterien: Einerseits Lithium-Ionen-Batterien, die viel Energie speichern können, aber sich nur langsam wieder laden lassen. Andererseits Superkondensatoren. Die lassen sich in Sekunden laden, sie können aber nur wenig Energie speichern. Wir wollen mit unseren Produkten die Brücke bilden und beide Qualitäten vereinen.» Scheinbar funktioniert es: Jüngst gelang es den beiden, die Energiespeicherung um den Faktor 1000 zu erhöhen, eine neue Finanzierungsrunde von 900'000 Franken abzuschliessen und nun geht es nach Kalifornien, wo womöglich bald eine Produktionsstrasse in Betrieb genommen wird. Wenn man sie lässt, wollen sie aber irgendwann zurück nach Dübendorf. Denn: «Hier gehören wir hin, hier leben wir auf.»