EuroTube
EuroTube blicken mit ihrem Fernrohr in die Zukunft
Die Forschungsorganisation baut luftdichte Betonröhren für das hyperschnelle Reisen von morgen.
Stellen Sie sich vor, Sie sitzen in einer komfortablen Kapsel und zischen in zehn Minuten von Zürich nach Bern. Natürlich ist das Reisen in einer Vakuumröhre Zukunftsmusik, aber es gibt bereits einige findige Köpfe, die sich ihr widmen. Gleich mehrere davon sind auf dem Gelände des Switzerland Innovation Park Zürich (SIPZ) Switzerland beheimatet: Da ist zum einen Swissloop, das studentische Fokusteam der ETH, das bereits kleine Kapseln mit einer Geschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern durch Hyperloop-Systeme jagt. Und da ist zum anderen EuroTube, eine gemeinnützige Forschungsorganisation, die sich der Entwicklung der Infrastruktur verschrieben hat. «Hyperloop ist seit einigen Jahren als nachhaltige und schnelle Mobilitätsform weitum ein Thema», sagt Steffen Hartmann, Head of Communications bei EuroTube.
In seiner E-Mail-Signatur steht: «Connecting cities at high speed in a sustainable way». Und ebenso schnell steht er auch schon an einer Wandtafel im Co-Working-Space des SIPZ-Pavillons und zeichnet auf, wieso ein luftleerer Tunnel aus energetischer Sicht völlig Sinn macht. Nur an das Material und die Technik zum Bau der Infrastruktur denke aktuell eben kaum jemand, ergänzt er, nachdem er Roll- und Luftwiderstand zumindest auf Tafel eliminiert hat. «Und da sehen wir das Potential: Wir setzen auf Beton. Und auf Elemente, die dezentral und mit lokalen Materialien und Fachkräften gefertigt werden, damit sie nicht Hunderte oder Tausende von Kilometern herangeschafft werden müssen.»
In Dübendorf wird EuroTube in den nächsten Monaten eine rund 120 Meter lange Teströhre in Eigenregie bauen. Das Team entwickelt dabei soweit möglich alle Komponenten selbst, da nur selten fertige Lösungen am Markt zu finden sind. So kann auch der Prozess vom Design bis zum Prototypen wertvolle Erkenntnisse liefern. Auch der Bau selbst ist bereits ein Test, weitere folgen: Sicherheitssysteme, Vakuumkompatibilität, Einfahrt über eine Luftschleuse, Fahrten mit niedriger Geschwindigkeit unter Vakuum. Die sogenannte DemoTube wird Forschungsgruppen und Universitäten als “Open-Source-Projekt” für ihre Arbeit zur Verfügung stehen.
Die Sicherheit spielt eine grosse Rolle, wenn hohe Geschwindigkeiten im Spiel sind. Und die Politik. «Wenn man an entscheidenden Stellen die Chancen erkennt, könnte es plötzlich schnell gehen», meint Hartmann beim Rundgang um die Teströhre, die aktuell knapp acht Meter lang ist. Andernorts geht es schnell: In China werden bereits Hyperloop-Teströhren im Vollformat gebaut, eine Strecke von Shanghai nach Hangzhou soll bis 2035 stehen. Und in Italien wird gerade ein grosses Projekt für Fracht zwischen Padua und Venedig entwickelt. «Der Erfolg von Hyperloop hängt davon ab, ob es gelingt, schnell von vereinfachten Prototypen und Versuchsstrecken zu skalierten Transportinfrastrukturen zu kommen», sagt Hartmann. Der Switzerland Innovation Park Zurich soll dabei entscheidende Hilfe leisten.